Neues aus dem Rathaus

Gedenken in Gradignan

8. Mai 2022: 
Stadtverordnetenvorsteher und Bürgermeister in Gradignan

Die Rede des Bürgermeisters im Wortlaut:

Lieber Bürgermeister Michel Labardin, lieber Ehrenbürger der Stadt Pfungstadt Yves del Perugia, liebe Freundinnen und Freunde aus Gradignan

in den vergangenen zwei Jahren konnten wir, unser Stadtoberhaupt und Vorsitzender der Pfungstädter Stadtverordnetenversammlung Oliver Hegemann und ich, wegen der Corona-Pandemie leider nicht an dieser Gedenkfeier teilnehmen.

Jetzt ist das wieder möglich und wir freuen uns, heute hier sein zu können und gemeinsam mit Euch am Tag des Sieges derjenigen zu gedenken, die Opfer von Krieg, Verfolgung und Tyrannei wurden.

Doch nicht nur dieser erste offizielle Besuch nach zwei Jahren macht diesen Tag heute besonders.

Wir gedenken heute im Angesicht eines Krieges in Osteuropa und sehen täglich im Fernsehen den Schrecken und das Leid, dass die Menschen in der Ukraine erleben müssen.

Nur zwei Flugstunden von uns entfernt fliehen Menschen, fürchten um ihr Leben, werden Häuser und die Heimat von Menschen zerrstört.

Der russische Überfall auf die Ukraine markiert – so hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz es ganz richtig ausgedrückt – eine Zeitenwende.

Völlig zu Recht steht Europa, steht die westliche Welt zusammen. Der Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf die freie demokratische Welt, auf unser Wertesystem und damit ein Angriff, der sich gegen uns alle richtet.

Vladimir Putin hat völkerrechtswidrig ein demokratisches Land angegriffen. Da können wir nicht einfach nur zusehen.

In Europa wissen wir, welche Dimension von Elend und Leid ein Krieg mit sich bringt. Deshalb erinnern wir jedes Jahr hier auf diesem Platz gemeinsam an die Gräueltaten, die Nazi-Deutschland von 1939-1945 zu verantworten hat. Wir erinnern an diejenigen, die gegen Hilter gekämpft haben, die in diesem Kampf ihr Leben ließen und die Europa seine Freiheit wieder zurückgegeben haben.

Und gleichzeitig sind unsere Gedanken bei den tapfer verteidigenden Ukrainerinnen und Ukrainern. Ihnen gilt unsere Solidarität und sie verdienen jede Unterstützung.

Anfang März bin ich selbst mit einem Hilfstransport an die ukrainische Grenze gefahren, ich habe die sorgenvollen Gesichter ukrainischer Mütter gesehen, die mit ihren Kindern nach Polen kamen. Inzwischen sind mehr als 350 von ihnen auch bei uns in Pfungstadt angekommen. Sie unterzubringen, sich um diese Menschen, die vor Putins Krieg geflohen sind, zu kümmern, ist unsere Pflicht!

Dieser heutige Tag ist ein guter Anlass zurückzublicken, auf das, was vor mehr als 77 Jahren geschehen ist und er mahnt uns auch für Gegenwart und Zukunft.

Wir erleben, was geschehen kann, wenn wir Geschäfte mit Diktaturen machen. Wir spüren, wie schlecht es sich anfühlt, von solchen Staaten energiepolitisch abhängig zu sein. Wir sehen wohin es führt, wenn Menschen, die die Demokratie verachten, politische Macht bekommen.

Deshalb müssen wir zusammenhalten. Solidarisch sein.  Auch deshalb sind Oliver und ich heute hier. Gemeinsam mit Euch heute hier der Opfer von Krieg und Verfolgung zu gedenken ist auch ein Ausdruck der tiefen Freundschaft und Solidarität zwischen unseren beiden Städten.

Im letzten Jahr hat die Partnerschaft zwischen Gradignan und Pfungstadt ihren 25. Jahrestag/Geburtstag gehabt. Wegen Corona können wir das erst in diesem Jahr feiern und freuen uns auf Euren Besuch im Juli und darauf, hier im Oktober gemeinsam mit Euch unser Jubiläum zu begehen.

Die vertraute Freundschaft zwischen uns zeigt:
Aus ehemaligen Gegnern können Freunde werden. Wir sind Freunde und wir bleiben es. 

Jeder weiß: Schwierige Situationen sind zusammen mit Freunden besser zu bewältigen. Und daher werden wir auch in dieser Krise zusammenstehen. Wir kämpfen gemeinsam für Frieden, Freiheit und Demokratie. Seite an Seite.

Und nur so – gemeinsam und entschlossen – können Frankreich und Deutschland mit den Partnern in der Europäischen Union und der NATO zum Bollwerk der Verteidigung unserer Demokratien werden.

Lasst uns daran erinnern – bei allem was in den kommenden Wochen und Monaten geschehen wird.

Es lebe die deutsch-französische Freundschaft, es lebe die Partnerschaft zwischen Gradignan und Pfungstadt, es lebe die Demokratie!