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Reformpläne der Krankenkassen gefährden bewährte Versorgungsstrukturen: Landkreis kritisiert Prüfbericht und zentralistische Ansätze


Im Prüfbericht werden die Strukturen in den hessischen Rettungsdienstbereichen mit derzeit 25 Integrierten Zentralen Leitstellen für den Rettungsdienst, den Brand- und Katastrophenschutz und die Allgemeine Hilfe bewertet. Einhergehend werden Forderungen für eine Zentralisierung der Organisation des Rettungsdienstes, sowie die Einrichtung von Gesundheitsleitstellen aufgestellt.


Qualitätsstandard im Landkreis ist hoch

„Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man den seitherigen Qualitätsstandard hervorhebt, der sich durchaus von anderen hessischen Rettungsdienstbereichen unterscheidet“, betont Landrat Klaus Peter Schellhaas. „Gerade die seit mehreren Jahren betriebene intensive technische Vernetzung mit unseren Nachbarleitstellen, der hohe Digitalisierungsgrad, strukturierte Notrufabfragen sowie die Zusammenarbeit mit Voraushelfereinheiten und Ehrenamtlichen sorgen für ein besonders leistungsfähiges System. Dies unterscheidet uns fundamental von Regionen wie Frankfurt oder Kassel, deren Leitstellen nicht in den gemeinsamen Leitstellenverbund eingebunden sind.“

Leitstellen leisten deutlich mehr als nur Disposition

Kritisch sieht der Landkreis insbesondere, dass im Prüfbericht ausschließlich die Daten aus rettungsdienstlichen Einsätzen betrachtet wurden – ohne Berücksichtigung der weiteren gesetzlichen Aufgaben der Integrierten Zentralen Leitstellen wie dem Brand- und Katastrophenschutz oder der allgemeinen Hilfe.

Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt ergänzt: „Die Zentrale Leitstelle hat sich längst von einem reinen Disponenten hin zu einem hochspezialisierten Krisenmanager entwickelt. Sie ist für die Bürgerinnen und Bürger erste Anlaufstelle für Hilfeersuchen aller Art. Eine Zentralisierung des Aufgabenbereiches des Rettungsdienstes würde nicht nur bewährte Strukturen zerschlagen, sondern auch die Resilienz und Flexibilität unserer gesamten nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr schwächen.“ Und weiter: „Gerade in Großschadenslagen oder bei Unwettern zeigt sich der unschätzbare Wert eingespielter regionaler, auch bereichsübergreifender, Netzwerke. Wer hier auf Zentralisierung an einem Standort setzt, gefährdet den Schutz der Bevölkerung.“

Ortskenntnis ist wichtig, aber nicht alles

Auch die von einzelnen Verbänden hervorgehobene Bedeutung der geografischen Nähe zu Einsatzorten greift aus Sicht des Landkreises zu kurz. „Was ich an den bisherigen Stellungnahmen kritisch sehe, ist der starke Fokus auf die Ortskenntnis als fast alleiniges Argument“, so Maurer-Hardt weiter. „Das greift zu kurz und wird den heutigen technischen und organisatorischen Möglichkeiten in einem modernen Leitstellenverbund nicht gerecht.“

Digitale Lösungen sind längst Alltag

Die im Landkreis seit Jahren gelebte Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, der Betrieb von vernetzten Kommunikations- und Einsatzleitsystemen sowie die konsequente Nutzung digitaler Technik wie bei der elektronischen Einsatzdokumentation, der strukturierten Notrufabfrage oder dem Qualitätsmanagement zeigen: Der Rettungsdienst vor Ort ist zukunftsfähig – wenn man ihn lässt.

Reform ja – aber nicht auf Kosten bewährter Strukturen

Abschließend betont der Landrat Schellhaas: „Reformen dürfen nicht auf dem Rücken bewährter und funktionierender Strukturen stattfinden. Zentralisierung darf kein Selbstzweck sein – sie muss den Menschen vor Ort dienen. Die Verantwortlichen im Landkreis stehen einer sinnvollen Weiterentwicklung des Systems des hessischen Rettungsdienstes, wie beispielsweise der Integration eines Telenotarzt-Systems für einen größeren Versorgungsbereich offen gegenüber – eine Zerschlagung der weiteren gewachsenen Strukturen lehnen sie hingegen ab.“ (mm)